Stammzelltherapie
Welche Arten und Möglichkeiten der Stammzelltherapie gibt es?
Stammzellen sind Körperzellen, die nicht ausdifferenziert sind. Unterschieden wird dabei zwischen embryonalen Stammzellen, welche die Fähigkeit haben, sich in jede Form von Gewebe zu entwickeln, und adulten Stammzellen, die sich in festgelegte Gewebetypen entwickeln. Bei den adulten Stammzellen wiederum unterscheidet man beispielsweise zwischen mesenchymalen Stammzellen und hämatopoetischen Stammzellen.
Bei einer Stammzelltherapie werden diese Stammzellen zur Behandlung von Krankheiten eingesetzt. Während die Verwendung embryonaler Stammzellen aufgrund ethischer Bedenken sowie möglicher schwerwiegender Nebenwirkungen vorerst eingeschränkt ist, eignen sich adulte Stammzellen eher zur Behandlung verschiedener Krankheiten. Gewonnen werden Stammzellen vor allem aus dem Knochenmark und können zur Behandlung degenerativer Erkrankungen der Knorpel, Knochen, Muskeln, Sehnen oder zur Regeneration des blutbildenden Systems nach einer Chemotherapie eingesetzt werden. Eine weitere Stammzellquelle ist die Nabelschnur (für mesenchymale Stammzellen) und das Nabelschnurblut (für blutbildende Stammzellen) Neugeborener.
Bevor Stammzelltherapien für verschiedene Krankheiten zugelassen werden, muss ihre Wirksamkeit jedoch erst in klinischen Studien nachgewiesen werden. Der Einsatz von hämatopoetischen, also blutbildenden Stammzellen, hat sich in der Praxis bereits fest etablieren können. Da die besonderen Eigenschaften der mesenchymalen Stammzellen erst später entdeckt wurden, laufen hier noch viele Forschungsvorhaben. Erste Ergebnisse von Studien und Tierversuchen bestärken jedoch die Hoffnung, in Zukunft Krankheiten wie beispielsweise Arthritis, Diabetes oder Multiple Sklerose[1] behandeln bzw. die Folgen von Herzinfarkten und Schlaganfällen lindern zu können.
Die Stammzelltherapie zur Behandlung bei Krebs
Eine Stammzelltransplantation ist eine Form der Stammzelltherapie, die schon seit vielen Jahren im Rahmen der Behandlung bei verschiedenen Krebsarten angewendet wird. Erforderlich wird sie bei einer Chemotherapie, da diese das eigene blutbildende System stark schädigen kann. Um die Knochenmarksfunktion wiederherzustellen, werden dem Patienten vor der Behandlung gesunde Blutstammzellen entnommen und nach deren Ende wieder zurückgegeben. Handelt es sich beim Spender und Empfänger um eine Person, spricht man von einer autologen Transplantation.
Eine allogene Transplantation, bei der sich Spender und Empfänger unterscheiden, wird vor allem bei verschiedenen Arten von Leukämie (Blutkrebs) und Lymphdrüsenkrebs durchgeführt. Ist ein geeigneter Spender gefunden, werden die Zellen durch eine traditionelle Knochenmarkspende oder die heute üblichere Periphere Blutstammzellspende gewonnen, bei der die Zellen aus dem Blut des Spenders herausgefiltert werden. Auch die Verwendung von Stammzellen aus dem Nabelschnurblut ist hier möglich. Nach der Konditionierung, bei der das kranke Knochenmark des Patienten durch eine Chemotherapie zerstört wird, werden die gespendeten Stammzellen intravenös übertragen. Etwa nach zehn Tagen beginnt das neue Knochenmark mit der Produktion der Blutzellen. Diese Form der Stammzelltherapie ist häufig jedoch die einzige Hoffnung auf Heilung des Patienten, wobei die Suche nach einem passenden Spender bei einer allogenen Stammzelltransplantation respektive Stammzelltherapie sehr langwierig und aufwändig ist, wenn kein geeigneter Spender im direkten Familienumfeld (z. B. bei Eltern oder Geschwistern) zu finden ist.
Quellen:
- [1] vgl. u.a. U.S. National Institutes of Health: Feasibility Study of Human Umbilical Cord Tissue-Derived Mesenchymal Stem Cells in Patients With Multiple Sclerosis. NCT02034188